Ein kurzer Ausflug in die Weite der Steppe zu Füßen der Rocky Mountians. Ein wilder Ritt über harten Boden, schnell wie der heiße Wind des wilden Westens. Wild, wild West.
Das gleichmäßige Donnern der Hufe bildete eine Melodie, die er so sehr liebte. Es war die Melodie des Westens, die Melodie seiner Heimat. Fernab von großen Zivilisationen und dem Stress der Großstadt gab es nur ihn und den Staub der Steppe.
Große Risse berichteten von der Trockenheit des Landes und legten Zeugnis ab für die Hitze des Tages und die Kälte der Nacht, deren beständiger Wechsel den harten Boden spröde werden ließen. Er verließ sich auf die Trittsicherheit seines Pferdes und mit der Gewandtheit seiner Rasse und dem untrüglichem Gespür für den richtigen Schritt trug es ihn über die Ebene.
Er hatte kein Ziel und auch keinen Weg, den er gehen musste. Die Schnelligkeit und das gleichmäßige Schaukeln, das der Melodie folgte, waren alles, was er brauchte. Heiße Luft blies ihm ins Gesicht und die aufgewirbelten Sandkörner ließen seine Augen tränen. Die Sonne brannte erbarmungslos auf ihn nieder und er spürte, wie der Schweiß ihm den Rücken hinunterrann.
Am Horizont waren die roten Berge zu erkennen, die dort standen, seit er denken konnte und ihn noch um Jahrhunderte überdauern würden. Ein Urgestein der Steppe erhob sich dort in der Ferne und doch waren sie nie mehr für ihn gewesen, als die Begrenzung der Ebene und das Ende der Steppe am Horizont. Wenn die Sonne tief stand, warfen sie ihre langen Schatten auf den dampfenden Sand, so dass man Dunkles in ihnen vermuten konnte.
Schon als kleiner Junge hatte er sich am liebsten auf den Rücken seines Ponys geschwungen und war über die Steppe galoppiert. Die Pferde, die er ritt, waren größer und wilder geworden. Ungezähmter und schöner. Doch seine Leidenschaft war geblieben und auch heute, würde er nichts und niemandem dem ungezügelten Galopp vorziehen. Wenn die Hufe auf den harten Boden trommelten und den Takt seines Herzens schlugen.
Der Wind, der eigentlich nur durch die pure Schnelligkeit des halbwilden Hengstes unter ihm entstand, ließ seine Haare eng an seinem Kopf liegen, während sein Hut, der schon seit langer Zeit nicht mehr seinen Kopf bedeckte, hinter ihm her wehte. Die Zügel lagen locker in seiner Hand, es gab nichts, was er zu zügeln hatte. Das Pferd unter ihm war wild, geboren in dieser ungezähmten Steppe, groß geworden mit dem Wind des Westens. Doch es gab keinen Streitpunkt zwischen ihnen. Sie hatten eine gemeinsame Leidenschaft und er schränkte das Tier unter sich nicht ein. Ließ es laufen, weil er wusste, dass es dazu geboren war, so wie er dazu geboren war, auf seinem Rücken den Rausch der Geschwindigkeit zu erleben.
Sie lebten gemeinsam, waren eins in diesem Moment, in dem der Boden unter ihnen mehr und mehr verschwamm. Er stand leicht in den Bügeln, hatte sich über den Hals des Pferdes gebeugt, dessen flatternde Mähne ihm ins Gesicht peitschte und spürte wie der Mustang sich mehr und mehr streckte. Fast schon schienen seine Hufe den Boden nicht mehr zu berühren, so schnell flog er über den trockenen Sandboden. Die Risse verschwammen und er wusste, dass ein falscher Schritt sie beide einiges kosten konnte.
Doch der Hengst würde nicht stolpern. Seine Hufe erahnten jeden Riss und waren verwoben mit der Wildheit des Westens. Das Pferd gehörte hier her und war untrennbar verbunden mit der Ungezähmtheit des Landes. Das Trommeln der Hufe spielte die Melodie des Westens und schlug den Takt für sein beflügeltes Herz. Er hatte sich noch nie so zuhause gefühlt, wie auf einem im vollen Galopp gestreckten Pferderücken, während ihm der heiße Wind seiner Heimat ins Gesicht blies.
Die Wildnis hatte ihn geformt. Der beißende rote Sand hatte ihm so manches Mal eine Träne in die Augen getrieben, die der glühende Wind wieder getrocknet hatte. Hier hatte er gelernt, was es hieß zu fühlen, zu lieben und zu fliegen. Niemals würde er das Leben in der Steppe aufgeben. Nur hier war er wirklich, nur hier war er er selbst. Die Steppe hatte ihn geformt und ihm gezeigt, was Freiheit bedeutete. Freiheit bedeute zu leben und leben zu lassen. Ungezähmt, ungezügelt und unbegrenzt.



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