Neuseeland #7  –  Die Nordinsel

Neuseeland #7  –  Die Nordinsel

Nach dem Übersetzen auf die Nordinsel steht die letzte große Etappe unserer Reise an. Die nächsten Tage in Neuseeland zeigen uns vielfältige Drehorte aus Herr der Ringe, eine Glühwürmchenhöhle, Hobbiton und Auckland. Außerdem lassen wir die gesamte Reise noch einmal Revue passieren und fassen alle Erkenntnisse der letzten drei Wochen zusammen. Ist Neuseeland wirklich eine Reise wert?

Lord of the Rings Tour – Weto Studios

Wellington birgt neben einigen bereits erwähnten Rekorden auch das Geheimnis der kleine Schwester Hollywoods. So ist es nicht erstaunlich, dass alles, was für die Filme über Mittelerde gedreht wurde, hier in die Postproduktion ging. Sowohl Schnitt, als auch Sound und Effekte wurden machten die Trilogie in Wellington zu dem, was am Ende so viel Fans begeistert. Auch einige Modelle, zum Beispiel Minas Tirith, wurden hier gefertigt.

Auf der Lord of the Rings Tour, geführt von einem hyperenthusiastischen Fangirl, führte uns an einige berühmte Drehorte und Postproduktionsorte. Ein kleiner Eindruck der Tour findet sich in der folgenden Galerie:

Nach dem ersten Schock bei der Ankunft auf der Nordinsel Neuseelands stieg sehr bald die Vorfreude, wieder aus der windigsten Stadt der Welt rauszufahren. Eine Lord of the Rings Tour später war es auch soweit und wir kletterten in unser neues Auto. Der RAV4 fuhr sich zwar wie ein kleiner Panzer, ließ aber den ganzen Schnick-Schnack vermissen, an den wir uns auf der Südinsel gewöhnt hatten. Ein eingebautes Navi und automatische Sitzeinstellung (und natürlich die Sitzheizung!) sind dabei nur einige Features, die uns fehlten.

Nichtsdestotrotz trug uns unser Gefährt über die breiten Straßen weiter nördlich. Um möglichst viel zu sehen, entschieden wir uns für einen Umweg auf dem Weg zum Tangariro Nationalpark – dem ältesten Nationalpark Neuseeland (und Drehort für die weiten Ebenen vor dem Schicksalsberg, über die Frodo und Sam in jenen letzten endlos erscheinenden Filmminuten gefühlt in Zeitlupe krabbeln).

Auf der Karte vielversprechend, in der Wirklichkeit äußerst enttäuschend fuhren wir zuerst durch Palmerston North. Der Ort, der einem leblosen amerikanischen Vorort gleich, lud uns lediglich zu einem Fahrerwechsel ein, bevor wir schnell wieder das Gaspedal durchtraten und weiterfuhren.

Anders verhielt es sich mit Wanganui, einem kleinen Örtchen nahe der Westküste. Das beschauliche Städtchen begrüßte uns mit herrlichem Wetter und vielen kleinen bunten Gebäuden, die ein netter Anblick während einer kurzen Mittagspause waren.

Die Weite der Südinsel und die abrupt wechselnde Vegetation sucht man hier vergeblich. Grüne Hügel in unterschiedlichen Schattierungen und Höhen zieren das Land und zeigen ganz deutlich, warum Peter Jackson hier Mittelerde wiederfand.

Tangariro Nationalpark

Das Grün weicht ein wenig, wenn man sich dem Tongariro Nationalpark nähert, in dessen Mitte mehrere Berge prangern. Der größte davon diente als Kulisse für den Schicksalsberg. Unser Hotel in Ohakune, eigentlich ein Skiresort, beherbergte auch die Crew der Mittelerde Trilogie und so kam es, dass ich im gleichen Bett schließ, in dem bereits Elijah Wood (Frodo) genächtigt hatte.

Ohne Schnee wirkt das Skigebiet jedoch recht verlassen und trostlos, was allerdings genau die passenden Begriffe sind, wenn man Mordor beschreiben will. Wie in fast jeden Nationalpark kann man auch hier ausgedehnte Wanderungen unternehmen. Oder eben einfach drum herumfahren. Ein kleiner Abstecher zu den Lavafeldern vor dem Schicksalsberg lassen uns mitfühlend mit Frodo und Sam werden. Leider holten uns jedoch keine Adler hier ab, sodass wir in unserem Panzer weiterfuhren.

Waitomo

Nach unserem Abstecher nach Mordor führte unser Weg weiter nach Norden zu einem, wie ich gehofft hatte, Highlight der Nordinsel. Die Glühwürmchen Höhle in Waitomo und die Übernachtung in einer Hobbit inspirierten Unterkunft.

Wie es mit Hoffnungen nur leider manchmal so ist, wurde sie bitter enttäuscht. Das Hotel glich einer Hobbithöhle lediglich in der runden Tür. Der muffige Geruch, der in keinem wohlgepflegten Hobbithaus zu finden ist, war hier allgegenwärtig. Einzig der überwältigende Sternenhimmel im Middle-of-Nowhere war tatsächlich beeindruckend.

Die Glühwürmchenhöhle beinhaltete wahrscheinlich mehr Touristen als Glühwürmchen. Die Touren durch die Höhle waren so eng getaktet, dass man Wartezeiten auf Treppen ausharren musste und wenn der Tourführer etwas sagte, galt die Konzentration eher dem Ausweichen der gnadenlosen Ellenbogen asiatischer Touristen, die um jeden Preis in die erste Reihe wollten. Tatsächlich wurde mir bei dieser Tour zum ersten Mal klar, wie das Niedertrampeln während einer Massenpanik funktionieren würde. Nur dass hier niemand in Panik und alle lediglich völlig anstandslos waren. Nachdem mir irgendein älterer Tourist hemmungslos in den Nacken geatmet hatte, verzichtete ich auf die weiteren Erklärungen des Guides und hielt mich am Rande der Gruppe.

Leider waren auch nicht wirklich viele Glühwürmchen zu sehen. Das Ende der Tour bestand in einer kurzen Bootsfahrt durch die eigentliche Glühwürmchenhöhle. Trotzdem alle angehießen wurden, still zu sein, um die Glühwürmchen nicht zu stören, kann ich mir kaum vorstellen, dass die nicht abreißenden Besucherstöme keinen Einfluss auf die Bewohner der Höhle hatten. So sah man bei der Bootsfahrt auch nur eine schwarze von kleinen Lichtpunkten bedeckte Höhlendecke. Ob es sich dabei aber nun wirklich um Glühwürmchen handelte oder lediglich um kleine Lichterketten, ist für mich nicht zweifelsfrei klar.

Hobbiton

Es ist das Must-See in Neuseeland und das einzig vollständig erhaltene Set der Herr der Ringe und Hobbit Trilogien: Hobbiton. Die hügelige Heimat von Frodo und Bilbo besticht durch das fast unreal anmutende Grün des Grases und den bunten, runden Türen mittendrin. Wie an keinem anderen Ort der Inseln kann man sich hier in die Filmszenen erinnern und die Schritte der Protagonisten nachverfolgen. Die sanften Hügelketten begleiten uns schon weit bevor wir das eigentliche Hobbiton erreichen und erinnern uns stark an das vom Bildschirm bekannte Auenland. Am Eingang angekommen wird man zunächst in einen Bus verfrachtet, der die Gruppe dann begleitet von einem Video von Peter Jackson ins Innere von Hobbiton fährt.

Auch hier sind die Besuchergruppen eng getaktet und bevölkern nahezu das gesamte Gelände. Durch die Weitläufigkeit und Verzweigung der Wege ist die Anzahl der Besucher jedoch kein Problem für das Gelände. Es bleibt genug Zeit zum Staunen und Erinnern, zum Fotografieren und natürlich für ein Bierchen im Green Dragon Pub.

Auckland

Nach einem interessanten Abstecher nach Hobbiton kamen wir schließlich am letzten Abschnitt unserer Reise an. Die größte Stadt Neuseelands, deren Name irgendwie Ähnlichkeit mit Tolkiens Auenland hat. Von der vielfältigen Natur des Landes und den spärlich bewohnten Landstrichen ist hier überhaupt nichts mehr zu spüren. Mehr als ein Viertel der Einwohner Neuseelands wohnen in Auckland, die mit knapp 1,4 Millionen Bürgern, also fast sechsmal so groß wie Wellington, wahrhaftig eine Großstadt ist.

Nach dieser letzten Etappe des Urlaubs ließen wir Neuseeland noch einmal Revue passieren. Die fabelhafte Vegetation der Südinsel, die sich so schnell wandelt, wie man das Gaspedal durchtreten kann. Die einzigartigen Einblicke behind the scenes an den Drehorten einer der großartigsten Filmtrilogien. Die stets freundlichen und lebensfrohen Menschen der Insel, die hier ihr zuhause (gefunden) haben. Darum nun einige abschließende Fragen:

Neuseeland – Ein Must-Do?

Hätten wir alles noch einmal genauso gemacht?

Nun, man kann diese Reise durchaus so gestalten, wie wir es getan haben. Würde ich sie noch einmal von vorn beginnen, hätte ich die Route jedoch genau andersrum geplant – im Norden begonnen und im Süden beendet. Die Südinsel mit ihren einzigartigen Landschaften ist das eigentliche Highlight Neuseelands, an das die Nordinsel nicht heranreichen kann. Außerdem entgeht man so rum dem Schock, den wir in Wellington hatten.

Was sollte man sich unbedingt angucken?

Für Fans der Trilogie sind die Herr der Ringe Filmdrehorte wirklich interessant anzuschauen. Die Touren, die wir unterwegs unternommen haben, hielten für unseren Geschmack auch das richtige Maß an Filmtourismus und sonstigem Urlaub. Hobbiton als einziger wirklich bestehender Drehort ist für wahre Fans ein absolutes Muss. Auch der Blick hinter die Kulissen bei der Tour in Wellington ist wirklich interessant. Ebenso sind die Weiten von Rohan in Twizel oder die Schauplätze bei Queenstown einen Besuch wert. Wie viel davon man wirklich sehen möchte, hängt wohl von der individuellen Vernarrtheit ab.

Abseits der Drehorte sind Nelson, und Queenstown unsere Lieblingsorte der Reise gewesen. In Queenstown bieten sich viele Möglichkeiten an Aktivitäten für abenteuerlustige Reisende. Auch unsere Unterkunft in der Nähe der Pancake Rocks lädt zum gemütlichen Verweilen und Genießen der Natur ein.

Was würden wir nächstes Mal meiden?

Eindeutig die Waitomo Glühwürmchenhöhle. Gut gemacht sicher eine tolle Erfahrung, aber so wie wir es erlebt haben, eher eine Touristenhölle. Außerdem gibt es vielleicht eine bessere Alternative zum Helikopterrundflug in Franz Josef. Statt auf den unspektakulären Gletscher zu fliegen, bietet sich beispielsweise ein Rundflug über die südlichen Fjords an, die wir aufgrund der zeitlichen Knappheit aus der Reiseroute gestrichen haben.

Lohnt sich Neuseeland?

Eine schwer zu beantwortende Frage, die sich jedoch bejahren lässt. Alles in allem hat Neuseeland einige fantastische, wenn auch vielleicht nicht einzigartige, Höhepunkte. Berge findet man ebenfalls in den Alpen oder Anden, Steppen in Afrika und Dschungel in Asien. Nirgendwo auf der Welt findet man diese Vielfalt der Vegetation jedoch auf so engem Raum. Wenn man morgens in der tristen Steppe losfährt, kann man Abends schon im dichten Dschungel landen.

Für Naturliebhaber und eingefleischte Fans der Trilogie ist Neuseeland durchaus einen Platz auf der Must-See Liste wert. Definitiv war diese Reise ein Erlebnis, dass sich so schnell nicht wiederholen wird.

 

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