Nach der Steppe im Osten und der Berglandschaft im Süden bietet die Südinsel Neuseelands noch eine komplett andere Seite der Natur. Durch den Regenwald und an der Westküste entlang führte unser Weg uns die letzten Tage nach Norden bis nach Nelson.
Wanaka
Von Queenstown aus circa eine Stunde nördlich liegt der (sehr) beschauliche Ort Wanaka. Getrübt durch den Regen brachen wir am Morgen auf und fuhren aus den südlichen Bergen hinaus in die Weingegend rund um den Lake Dunstan und Queensberry. Rebe an Rebe reiht sich hier gefolgt von kleinen Hüttchen, in denen man nach Lust und Laune Weine verkosten und kaufen kann. Pech, dass das Gebiet nur mit dem Auto befahrbar ist. Glück, wenn man eine Tochter hat, die keinen Wein mag und Auto fährt.
Das Anbaugebiet dieser Gegend besticht durch viel Sonne sowie heiße und zumeist trockene Tage. Selbst der stärkste Regen ist nach einem Tag Wind und neuseeländischer Sonne aus dem Boden gefegt. Das Klima bietet so die perfekte Gegend für saftige, süße Trauben, aus denen sich jede Menge leckerer (hab ich mir sagen lassen) Weine herstellen lassen können. Dabei ist die Gegend und die Gemeinschaft der Weinbauern genauso multinational wie das gesamte Land. Begeisterte Weinkenner aus aller Welt hat es nach Queensberry verschlagen und so findet man hier neuseeländische Weine von Franzosen, Kanadiern und Brasilianern uvm.
Wanaka selbst hat außer einem großen Supermarkt und einem netten Hotel mit beheizten Pools und gutem WLAN nicht viel zu bieten. Als Unterkunft für Wanderer oder Fahrradfahrer, die sportlich die Gegend erkunden wollen, ist der warme Ort jedoch eine gute Basis. Außerdem verkürzt er die Strecke, die man von hier noch bis zur Westküste der Südinsel zurücklegen muss. Die kommende Fahrt durch den Regenwald mit ihren gewundenen Serpentinen zwischen zugewucherten Berggipfeln hindurch kann einen Tag der Ruhe durchaus gebrauchen.
Franz Josef
Der Tag unserer Fahrt zur Westküste begann grau und endete nass. Zwischen dem Lake Wanaka und dem Lake Hawea nach Norden führte unser Weg schließlich in die Südalpen, die an jenem Tag durch zahlreiche Nebelschwaden und tiefhängende Wolken verdeckt wurden. Der atemberaubende Wechsel zwischen kargem Grasland und der üppigen Vegetation des Regenwaldes (er trägt seinen Namen definitv zurecht – so viel Regen…) blieb uns trotz des schlechten Wetters jedoch nicht verborgen.
Um seinem Namensgeber auch wirklich Recht zu geben, ließ uns der Regenwald den ganzen Tag an seinen trüben Gedanken und tropfenden Tränen teilhaben. So war auch unsere Ankunft in Franz Josef mehr feucht als fröhlich. Da der Ort quasi noch kleiner und unscheinbarer war als Twizel und Wanaka, verbrachten wir den restlichen Tag mit Kreuzworträtseln in unserer Blockhütte im Regenwald (in dem es übrigens regenete! und kein WLAN gab – unfassbar!).
Bekannt ist Franz Josef durch seine Nähe zum Franz Josef Gletscher (der Namensgeber war ein wahrhaft kreativer Kopf), der gleichzeitig auch der Grund für unseren Besuch hier ist. Unfassbares Glück ereilte uns, als der Himmel uns am nächsten Morgen mit einem strahlenden Blau und einer immer wieder hervorblitzenden Sonne begrüßte (und das im Regenwald). Beste Voraussetzungen für einen Helikoptertrip hinauf auf den Gletscher. Auch Franz Josef bietet eine gute Basis für sportlich begeisterte Reisende, die ausgedehnte Wandertouren in die Alpen unternehmen wollen. Weniger selbstständige Wanderbegeisterte können sich mit einem Helikopter auf den Gletscher fliegen lassen und dort eine geführte Wanderung über die Schneemassen unternehmen.
Für weniger wanderbegeisterte Schneehäschen gibt es auch die Möglichkeit einen kurzen Flug auf den Gletscher zu unternehmen, einmal die Füße in den Schnee zu graben und wieder zurückzufliegen, bevor auch der wackeligste Magen Gelegenheit hat, sich zu Wort zu melden. Überraschenderweise empfand ich den Helikopterflug jedoch als wesentlich ruhiger und stabiler als so manches Flugzeug. Ob es am Ende des Sommers lag oder an globaler Erwärmung oder an den vielen trampelnden Touristenfüßen ist schwer zu sagen, der Gletscher selbst jedoch erschien erstaunlich klein und durch diverse Sedimentablagerungen auch recht schmutzig. Ein beeindruckendes Bild und eine bleibende Erfahrung ist dieses Erlebnis dennoch auf jeden Fall.
Punakaiki
Weiter die Westküste hinauf rechte Hand den Regenwald, linke Hand die tasmanische See (zum Glück sind die Hände trotz des Linksverkehrs noch auf der gleichen Seite) windet sich die Straße an der Küstenlinie entlang. Ein unscheinbarer Ort jagt den nächsten, bevor man plötzlich an einem Parkplatz voller Reisebusse ankommt. Die Pancake Rocks des Paparoa Nationalparks sind eine sehenswerte (und wahrscheinlich auch die einzige) Attraktion der Putai Gegend. Ein befestigter Rundweg bringt einen in 20 Minuten zu vielen schönen Aussichtspunkten entlang der Küste und zurück zum Parkplatz. Die Schichtbildung des Kalksteins, nach der die Pancake Rocks (mit Sicherheit von einem Amerikaner) benannt wurden, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Durch Wind, Wetter und Meer wird beständig Material abgetragen, sodass sich lustige Löcher in den großen Felsen gebildet haben. Bei günstig stehendem Wind geben diese Geräusche von sich – weswegen sie den kreativen Namen Blowholes haben. Mit etwas Glück (ohja, wir hatten welches!) kann man hier außerdem Delphine beobachten, die vor der Küste ihre Kreise ziehen. Ob Flipper auch dabei war, konnte ich nicht richtig erkennen, die Sonne hat so geblendet auf dem Meer 🙁
Nur einige wenige Kilometer weiter nördlich befindet sich eine kleine, völlig unscheinbare Holzhütte am Wegesrand, in der man Kajaks mieten kann. Außerdem ist man hier richtig zum Einchecken, wenn man eineHütte bei Havenz Punakaiki gebucht hat. Mitten im Dschungel finden sich versteckt und uneinsehbar modern eingerichtete Häuschen, die zum Verweilen und Entspannen einladen. Ein grandioser Ausblick über das Blätterdach des Regenwaldes auf die tasmanische See inklusive. Bei einem entspannten Abendessen auf der Terrasse (unbedingt vorher einkaufen, denn hier gibt es einfach nichts) fällt auch zum ersten Mal deutlich auf, dass die Sonne auf dieser Seite der Erde völlig falsch rum wandert. Von Osten über Norden nach Westen scheint es fast so, als hätte sie sich die verquere Denkweise des Linksverkehrs angeeignet. Der Sonnenuntergang über dem Meer ist nichtsdestotrotz eine orangerot schimmernde Augenweide.
Nach den Eindrücken der letzten Tage ist die letzte Etappe bis zur Nordküste der Südinsel, nach Nelson, regelrecht eintönig. Grüne Berge säumen grüne Wiesen und jede Menge Kühe und Schafe. Auf jeden der rund 4,5 Millionen Einwohner Neuseelands kommen rund 21 Schafe. An einigen Tagen hatte man hier tatsächlich das Gefühl, man hätte schon jedes einzelne davon gesehen. Aber irgendwo beim Zählen der Beine und durch vier teilen, bin ich dann doch durcheinander gekommen – ich kann es also nicht mit Sicherheit sagen.



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