Es ist Sonntag. Ein Sonntag im Herbst. Einer dieser Sonntage mit herrlichem Herbstwetter, die dazu verleiten rauszugehen und das wechselnde Spiel von Sonnenstrahlen und kühlem Wind auf der Haut zu genießen. Diese verrückten Sonntage, die schon seit dem Aufstehen überschattet sind von der dunklen Vorahnung des Montags, vielleicht noch belegt mit einem leichten Druck des vorabendlichen Katers.
Eigentlich würde man gern das Wetter genießen, denn bald wird es Winter und die sonnigen Tage immer seltener. Aber man hat ja erst gestern das Wochenende genossen und so eine Wohnung macht sich nicht von allein sauber. Und was soll man denn morgen anziehen, wenn man heute nicht wäscht?
Also nutzt man das Wetter lieber nicht. Man hat ja zu tun und da kommt man ja nicht drumrum. Dafür kann man ja ab und zu aus dem Fenster schauen, wenn man wie ein wild gewordener Putzteufel mit dem Staubwedel durch die Zimmer wirbelt und auch die letzte vom wunderschönen Sonnenschein beleuchtete Staubflocken einfängt. Das ist schließlich auch viel wichtiger, als einfach irgendwas zu genießen. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder immer nur genießen würde?
Aber so eilig ist es mit dem Putzen dann doch nicht. Ist ja auch anstrengend und immerhin ist Sonntag und die Nacht davor war lang. Einmal umdrehen wird schon noch drin sein und das Bett ist ja auch so kuschlig. Erst recht mit dem säuselnden Rauschen des Windes, der draußen die letzten bunt-knusprigen Blätter von den Bäumen fegt.
Und während man sich vorstellt, wie sie leise schleichend zu Boden schweben und nur darauf warten auf dem noch leicht feuchten Boden zu landen, wo sich in ein paar Minuten eine schnüffelnde Hundeschnauze hineinbohren wird, gleitet man hinüber ins Schlummer-Träume-Land und plötzlich wird das Staubwischen dann auch nebensächlich. Irgendwas zum Anziehen wird man sicherlich auch noch finden. Und notfalls wäscht man halt Dienstagabend. Da hat man eh noch nichts vor. Und während die Wäsche wäscht, kann man dann ja auch ein wenig Staubwischen. Es muss ja nicht unbedingt heute sein.
Jetzt ist es eh schon zu spät zum Putzen, denn in ein paar Minuten fängt schließlich die nächste Folge der heißgeliebten Serie an. Und wenn man einmal angefangen hat in die Röhre zu gucken, findet man schon wieder und wieder was spannendes. Also schaut man auf die flimmernde Mattscheibe und bemerkt schon gar nicht mehr, wie das letzte Blatt zu Boden sinkt, während eine vom blinkenden Leuchti-Halsband beleuchtete Hundepfote in stürmischer Erwartung des aufregenden Knisterns das Blatt zertritt.
Es ist dunkel. Die leuchtenden Farben sind verblasst. Nur der orangene Schein der Straßenlaternen bringt Farbe in das fastwinterliche Grau. Das letzte Blatt ist gefallen und der nächste Wind wird nichts mehr von der lauen Leichtigkeit der Herbstbrise haben. Es ist Winter und wieder hat man den Herbst mit all seinen Schauspielen verpasst. Dabei mag man ihn doch eigentlich so gern. Aber das Bett war eben gemütlich. Da kann man nichts machen.



Hinterlasse einen Kommentar
Hinterlasse den ersten Kommentar!